Wenn Mobbing in den Tod führt

Ein elfjähriges Mädchen hat sich in Berlin nach Mobbing  durch Mitschüler das  Leben genommen.
 
An einer fränkischen Schule wurde einem zwölfjährigen durch einen Mitschüler der Arm mit einer Rasierklinge aufgeschlitzt.
 
Dies sind nur die Fälle, die aktuell durch die Medien gehen. Längst ist bekannt, dass Mobbing eine tödliche Gefahr darstellt.
 
Carsten Stahl, TV-bekannter Anti-Mobbing-Trainer, postete nun auf seiner Facebook-Seite: „Jeden zweiten Tag nimmt sich ein Kind wegen Mobbing das Leben in Deutschland…“. Seit er sich gegen Mobbing engagiert, sei er schon auf sechs Beerdigungen gewesen.
 
Dem Selbstmord des Mädchens in Berlin scheint ein langes Leiden vorausgegangen zu sein. Es sei nicht nur von Schülern, sondern auch von einer Lehrerin Gewalt ausgeübt worden sein.
Bereits seit einem Jahr hätte es an der Schule massive Mobbingfälle gegeben. Mütter, Väter und der Elternbeirat haben dies immer wieder gegenüber den Lehrern und der Schulleitung angesprochen, berichtete ein Vater dem Tagesspiegel. Auch der zuständige Leiter des Schulamts sei informiert gewesen.
Doch die Schulleitung hätte alle Mitteilungen einfach abgetan und nichts unternommen. Der Fall wird nun untersucht, doch für das junge Mädchen kommt das, wie für so viele andere Kinder auch, zu spät.
 
Der zwölfjährige Junge, dessen Arm von einem dreizehnjährigen Mitschüler aufgeschlitzt wurde, überlebte den Vorfall.
Doch welche Wunden hinterlassen solch massive Angriffe bei Kindern? Bei jungen Menschen, deren Persönlichkeit sich noch entwickelt, deren Vertrauen in die Gesellschaft auch durch die Schule so geprägt wird?


Mobbing kann zu schwerwiegenden Folgen führen. Angefangen bei Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden und Schlafstörungen über Angstzustände, Herz-Kreislauf-Beschwerden und Depressionen kann Mobbing auch zur sozialen Isolation und Störungen der Persönlichkeitsentwicklung führen. Viele Mobbing-Opfer sind ein Leben lang gezeichnet.
 
Einen Blick sollten wir auch auf die Menschen richten, die andere mobben. Wie kommt Jemand dazu, einen anderen zu demütigen und zu quälen? Warum landen eher die Opfer beim Psychologen als jene, die zu solch grausamen Handlungen fähig sind? Was wird aus unserer Gesellschaft, wenn Sadismus normal und akzeptiert ist?
 
Als wäre es nicht schon grausam genug körperlichen und/oder seelischen Angriffen schutzlos ausgeliefert zu sein, so wird diese Situation leider sehr oft auch noch verschlimmert, indem das Opfer zum Täter erklärt wird.
 
Das dicke Mädchen sei selber schuld, wenn es gemobbt wird, es müsse halt abnehmen. Der autistische Junge würde sich seine soziale Integration selber verbauen, weil er sich so anders verhalte, dass man ihn nicht verstehen könne.
Das sozial-emotional auffällige Kind soll für krank erklärt werden, weil es sich aus Angst zurückzieht oder versteckt.
Ein Schüler bekommt eine Rüge, weil er nicht zum Unterricht erschien, weil er von anderen Schülern eingesperrt wurde.
Ein Mädchen traut sich nicht mehr zur Schule und springt in den Tod, als es polizeilich zur Schule gebracht werden soll.
Eltern bekommen Bußgelder oder es könnte ihnen sogar das Sorgerecht entzogen werden, weil sie ihre gemobbten Kinder nicht mehr zur Schule bringen.
 
Unglaublich, aber leider traurige Realität.
 
Es ist schon lange die Zeit gekommen, in der wir hinsehen und aufstehen müssen.
Kinder sind Menschen und haben Menschenrechte. Ihre Würde soll unantastbar sein und ihre körperliche so wie seelische Unversehrtheit muss geschützt werden.
Kinder sind Menschen, die noch nicht ausreichend für sich selber sprechen und kämpfen können. Das müssen wir für sie machen und zwar sofort.
Jeder, der wegsieht und schweigt ist auch ein Täter.

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