Greta Thunberg deckt auf – Öffentlichkeit glänzt mit Unwissenheit und Mobbing gegen Autismus

Greta Thunberg ist berühmt und nun sogar für den Friedensnobelpreis nominiert. Jeder kennt die 16-jährige als medienpräsente Umweltaktivistin.
Ganz nebenbei bringt Greta auch das Thema Autismus in die Medien.

Theoretisch ist es sehr erfreulich, dass Autismus endlich auf Interesse der Öffentlichkeit stößt… praktisch deckt es aber deutlich auf, wie erschreckend wenig die Gesellschaft über Autismus weiß. 
Es werden fleißig und ungeniert völlig falsche Informationen über die Medien verbreitet. Das ist ganz und gar nicht hilfreich für eine bessere Aufklärung, sondern sogar sehr nachteilig und gefährlich. Es schürt genau jene Vorurteile, die Autisten das Leben in der Gesellschaft schwer machen.
Noch schlimmer ist es allerdings, wie öffentlich Autisten angegriffen und beleidigt werden! Ist das wirklich die Gesellschaft, in der wir leben? In der Mobbing nicht nur geduldet sondern auch noch gefördert wird?

Es ist erschreckend, wie niveaulos manche Medien sich zu dem Thema präsentieren. So schreibt die Website jungefreiheit.de unter anderem:

… Greta ist eine Mischung aus Pippi Langstrumpf und autistischen Backfisch….

In dem Artikel mit dem Titel „Hütet euch vor falschen Propheten“ wird lange und ausführlich auf Greta eingegangen und Fachwissen suggeriert. Doch spätestens an der Stelle, an der das Asperger-Syndrom erklärt wird, kann der ganze Text nicht mehr ernst genommen werden. So heißt es darin:

„… Zu den häufigen Symptomen der Asperger-Krankheit gehören gesteigerte intellektuelle Fähigkeiten auf einem begrenzten Gebiet. Die „Inselbegabungen“ gehen mit der Unfähigkeit zur Kommunikation und zum Nachvollzug gegenteiliger Standpunkte einher. Auf die Frage von Spiegel Online, ob sie akzeptieren könne, dass andere Menschen andere Meinungen zum Klima haben, antwortete Greta: „Ich höre diesen Menschen zu. Doch das hier ist ein Schwarz-Weiß-Thema: Entweder besteht unsere menschliche Zivilisation fort – oder nicht. Es gibt kein Grau, wenn es um unser Überleben geht.“ Ihre Kritiker täten ihr nur leid. Solche Aussagen lassen erahnen, wie ein Autismus, der durch die Außenwelt bestärkt und befeuert wird, in objektiven Fanatismus übergehen kann….“

Es gibt keine „Asperger-Krankheit“ und eine Inselbegabung geht auch nicht mit der Unfähigkeit zur Kommunikation oder dem Nachvollzug gegenteiliger Standpunkte einher.

Menschen mit dem Asperger-Syndrom haben entweder eine durchschnittliche oder überdurchschnittliche Intelligenz. Autisten mit weit überdurchschnittlichen IQ haben diesen aber nicht nur auf einem einzelnen Gebiet. Ihr IQ wird ganz normal durch allgemein übliche Testverfahren ermittelt. 
Dann gibt es Autisten, die ausgeprägte Spezialinteressen haben, die je nach IQ und Motivation auch zu herausragenden Leistungen in diesen Bereichen führen können. 
Das bedeutet aber nicht, dass sie in anderen Bereichen „dumm“ sind, sondern nur, dass sie sich mit anderen Themen weniger beschäftigen. 
Es gibt hochfunktionale Autisten, deren Spezialinteresse sogar die Kommunikation ist. Diese Autisten gewinnen Bundesrednerwettbewerbe, geben Seminare, halten Vorträge oder sind Psychologen. Das kann dann schlecht mit einer Unfähigkeit zur Kommunikation einhergehen. 
Ein wenig Recherche zum Thema Autismus, ein wenig Sachlichkeit und eine Portion verantwortungsvolle Professionalität… dann hätte Autor es nicht nötig, Artikel mit reißerischen Fehlinformationen zu füttern.

„Sie IST psychisch gestört“, heißt es in einem Twitter-Post. Und: „Dass anscheinend niemand im Umfeld von Greta Thunberg sich verhält wie ein verantwortungsvoller Erwachsener, sondern ein offenbar psychisch krankes Kind in seiner Angst bestärkt, ist ein Skandal.“ Eine Frau auf Twitter schreibt, „nicht die Geisteskranken sollte man kritisieren, sondern diejenigen, die sie für ihre Zwecke missbrauchen“.

Autismus ist weder eine Krankheit, noch eine psychische Störung. Autismus ist eine neurologische Entwicklungsstörung und nichts anderes als das. Dabei sollte erwähnt sein, dass auch jeder überdurchschnittlich intelligente Mensch als neurologisch gestört gilt. Alles was anders ist als der neurologische Durchschnitt gilt als gestört. Eine Störung kann also auch ein Geschenk sein.

Vielfach wird medial Autismus damit erklärt, das Betroffene unfähig seien, Gestik und Mimik anderer Menschen zu erkennen, Blickkontakt zu halten oder überhaupt zu kommunizieren. Das wirkt auf die Öffentlichkeit so, als würde genau DAS Autismus ausmachen. Dabei geht aber die Wahrheit über Autismus komplett unter, die ist nämlich: Es gibt nicht DEN Autismus, jeder Autist ist anders. Wer einen Autisten kennt, kennt einen Autisten. Wer Greta kennt, kennt nur eine Autistin.

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